KÖLNER DOMBAUHÜTTE Um den Kölner Dom die Mut terkirche des Erzbistums Köln die Ruhestätte der Heiligen Drei Könige eine der größten Kathe dralen der Christenheit seit 1996 Weltkulturerbestätte und von jeher Wahrzeichen der Stadt Köln der Nachwelt zu erhalten bedarf es dauerhafter Restaurierungs und Erhaltungsmaßnahmen Die Größe des Bauwerkes sein Alter die feingliedrigen und detailreichen Bauformen mit ihren freistehenden Strebepfeilern Strebebögen Fialen gotische Ziertürmchen und Wimpergen gotische Maßwerkgiebel die vie len verschiedenen Steinmaterialien aus denen der Bau im Laufe der Jahrhunderte errichtet wurde aber auch der Erhalt der kostbaren his torischen Glasfenster und Kunst werke stellen für die etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine außerordentliche Herausfor derung dar Dies gilt auch für die wissenschaftliche Erforschung des Domes und seiner Ausstattung welche mit der Erhaltung des Bau es Hand in Hand geht Seit Dezember 2020 ist das Bauhüttenwesen und damit auch die Dombauhütte in das Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes der UNESCO eingetragen GESCHICHTE DER KÖLNER DOMBAUHÜTTE Als 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln kamen wurde der Dom zu einem der bedeutendsten Pilgerorte der Christenheit Der Grundstein zur heutigen hochgotischen Kathe drale wurde 1248 gelegt 1322 konnte als erster Bauteil der Chor des Domes feierlich eingeweiht werden Da das alte Archiv der Dombau hütte 1794 von den französischen Revolutionstruppen nach Paris verbracht wurde und seither als verschollen gilt beschränkt sich unser Wissen über die mittelalter liche Dombauhütte im Besonderen auf Ergebnisse der Bauforschung und Archäologie Nur wenige mittelalterliche Pläne tauchten im frühen 19 Jahrhundert wieder auf und geben ein eindrucksvolles Bei spiel von den hohen technischen und künstlerischen Fähigkeiten der mittelalterlichen Baumeis ter allen voran der sogenannte Riss F Der über vier Meter hohe Plan ist im späten 13 oder im 14 Jahrhundert entstanden und zeigt die Westfassade des Domes wie sie erst 600 Jahre später vollendet wurde Als man um 1520 die Bauarbeiten am Kölner Dom für mehr als 300 Jahre einstellte wurde der hölzerne Baukran auf dem unvollendeten Südturm das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Köln und zugleich Mahnung den Bau eines Tages doch noch zu Ende zu führen 1842 legte der preußische König Friedrich Wilhelm IV den Grund stein zur Vollendung der Kathe drale Da der König die Domvoll endung nicht alleine finanzieren wollte wurde im selben Jahr der Zentral Dombau Verein gegründet ein bürgerlicher Förderverein für den Dombau der insgesamt etwa 60 Prozent der Kosten für den Dombau aufbrachte Dieser Verein trägt noch heute über 60 Prozent des jährlichen Etats der Kölner Dombauhütte Unter Leitung der Dombau meister Ernst Friedrich Zwirner 1833 1861 und Richard Voig tel 1861 1902 gelang es der Dombauhütte in nur 38 Jahren den Kölner Dom fertigzustellen Zu dieser Zeit arbeiteten teilweise mehr als 500 Handwerker vor allem Steinmetzen Zimmerleute Handlanger und Schmiede gleich zeitig in der Kölner Dombauhütte die in mehreren großen Gebäuden ungefähr an der Stelle des heutigen Römisch Germanischen Museums untergebracht war Auch wenn man bei der Vollen dung darum bemüht war den Bau möglichst getreu der mittel alterlichen Pläne zu vollenden setzte man im 19 Jahrhundert auf modernste Bautechnik Winden wägen die auf Eisenbahnschienen über die Gerüste der Baustelle fuhren ermöglichten es die Werk stücke schnell an ihren jeweiligen Bestimmungsort zu setzen Auch eine Dampfmaschine wurde für den Dombau eingesetzt Noch heute gibt der gewaltige 1860 errichtete Eisendachstuhl bered tes Zeugnis von den technischen Leistungen des Dombaues im 19 Jahrhundert Als 1880 der Kölner Dom offizi ell vollendet war bedeutete dies keinesfalls das Ende aller Arbei ten Nachbesserungen am Bau der Abbau der Gerüste und vor allem die Vollendung der Aus stattung zogen sich noch gut 20 Jahre hin Kurz vor seinem Tod im Jahr 1902 erklärte Dombaumeis ter Richard Voigtel 1861 1902 dass der Dombau nun endgültig abgeschlossen sei Diese Erklä rung erwies sich bereits vier Jahre später als Fehleinschätzung Nach dem sonntäglichen Hochamt am 20 Mai 1906 stürzte der Flügel einer Engelfigur über dem Haupt portal ab Nur einem Regenschirm der den Sturz abbremste war es zu verdanken dass niemand verletzt wurde Dombaumeister Bernhard Hertel 1903 1927 begann daraufhin mit den Restau rierungsarbeiten des Domes Vor allem wurde unter seiner Leitung und unter seinem Nachfolger Hans Güldenpfennig 1928 1944 bis Ende der 1930er Jahre nahezu das gesamte Chorstrebewerk erneuert Auch wenn der Dom nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Fer ne scheinbar unversehrt aus der Trümmerwüste ragte zeigte sich bei näherer Betrachtung dass er in Wirklichkeit durch die Bombardements schwere Schä den davongetragen hatte Die Arbeiten der Dombauhütte unter Dombaumeister Willy Weyres 1944 1972 konzentrierten sich daher auf den Wiederaufbau Bis zum Domjubiläum 1948 gelang es zumindest den Domchor und das Querhaus der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen Ba uk ra n H oh e D om ki rc he K öl n D om ba uh üt te Fo to T he od or C re ife ld s G ru nd st ei nl eg un g H oh e D om ki rc he K öl n Fo to D om ba uh üt te D ac hs tu hl H oh e D om ki rc he K öl n D om ba uh üt te F ot o M at z un d Sc he nk 8 9

Vorschau GMKG Magazin 2023 Seite 9
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.