dem was sie vorhatten wenig nützen Venray fror bereits jetzt Wie würde es nach einem stundenlangen Ritt durch die Berge sein Wasser konnten sie nicht mit sich führen es begann innerhalb von Minuten zu gefrieren Das Auftauen über dem Feuer dauerte ungleich länger Aus ihm unerklärli chen Gründen war der frisch gefallene Schnee über dem Feuer zu Trinkwasser aufgetaut oft ungenießbar Das Was ser schmeckte faulig schwefelig wur de aber oft genug trotzdem getrunken Nicht selten führte es zu Durchfall Erbrechen oder anderen Erkrankungen Es dauerte noch einige Zeit bis Venray aufsitzen und den Befehl zum Aufbruch geben konnte Dann endlich setzte sich die sechzehnköpfige bunt gemischte Truppe aus Bütteln Land reitern und anderen Ordnungskräften samt ihren drei Lastenmaultieren in Bewegung Die Führung übernahm der Kundschafter der sich in der Gegend gut auskannte dicht gefolgt von Ven ray Die Pferde waren unruhig sie spür ten die Anspannung ihrer Reiter und blieben es im Grunde den ganzen Weg über Die Wege durch das Bergische Land waren steil und eng der Wald dicht und wenn sie von Nadelbäumen um geben waren drang kaum Tageslicht zu ihnen Die Pferde fassten auf dem eisigen Untergrund schlecht Tritt Oft rutschten oder scheuten sie weshalb Venray befahl größere Abstände zwi schen den Reitern zu lassen So zog sich der Treck über eine beachtliche Strecke und oft war Venray längst um die Biegung einer Serpentine geritten da hatte der letzte Reiter die vorherge hende noch nicht passiert Die bereits im Sommer kaum für einen Wagen befahrbaren Wege durch unwirtliches Hinterland wurden nun zu halsbreche rischen Pfaden Hin und wieder hielt der gesamte Trupp an weil die Pferde geführt wer den mussten Das kostete wertvolle Zeit Aus einem Halbtagesritt wurde ein Gewaltmarsch In manches Tal führte ein derartig steiler Pfad dass sie die Pferde nur einzeln hinabführen konnten Kaum einer der Männer murrte vornehmlich wohl deshalb weil der Amtmann bei ihnen war und die gleichen Strapazen erduldete wie sie selbst Wenige Augenblicke nachdem Venray eine Talsohle durchquert hatte entstand Lärm hinter ihm Ein Pferd war ins Leere getreten Ross und Rei ter stürzten drei vier Klafter tief und schlugen auf dem Grund der Schlucht auf Die Verunglückten versanken im Schnee Venray sah noch ein Zucken der Hufe das genauso urplötzlich er starb wie sich der schreckliche Sturz ereignet hatte Zwei hinabsteigende Männer konnten nur noch den Tod feststellen Venray stieg ab und ging zurück um die Ursache des Unglücks zu erkunden Unter der Schneedecke befand sich eine schmale Brücke Eine Brücke ohne Geländer Das Pferd war danebengetreten und deshalb ge stürzt Es hätte jedem anderen genau so passieren können Nur mit Glück hatte er selbst die Brücke getroffen als er die Stelle zuvor passiert hatte Er ließ die Brücke mit Ästen markieren damit sich ein solcher Vorfall nicht wie derholte Die Stimmung war gedrückt Sie hatten einen Mann verloren Erst nach vielen Stunden erreichten sie den Weiler Lange beobachtete Venray den Hof von der Schneewehe aus Dann hatte sich der Mord an der jungen Magd ereignet Ein längeres Zögern war auch allein deshalb nicht mehr möglich weil die Männer des Trupps durchgefroren waren und sich der Tag dem Ende zuneigte Die mit weißen Bettlaken getarnten Männer des Policeytrupps pirschten wie Schneegeister durch den Wald ins Tal hinab Die Pferde blieben angebun den oben im Wald zurück Das schwindende Tageslicht wie auch die Tücher boten ihnen Schutz Dennoch waren sie entdeckt worden denn kaum erreichten sie unten den Waldrand und verließen die Deckung des Waldes um auf die freie Fläche vor der Hofanlage zu treten da wurde das Feuer auf sie eröffnet Die Männer duckten sich im Schnee Venray zählte siebzehn Schüsse bis Ruhe einsetzte Folglich mussten sie mit mindestens siebzehn Gewehren rechnen Dass es genauso viele Schützen waren musste man zumindest annehmen Demnach war er mit seiner Mannschaft in der Unterzahl Natürlich konnte ein Schüt ze zwei oder gar mehrere Gewehre hintereinander abfeuern Sehr viel länger dauerte das Nachladen der Vor derlader Ein großer Teil der Schüsse war in die Äste über ihnen gekracht Das war ein Anzeichen dafür dass die Schützen nicht genau wussten wo sich ihre Ziele aufhielten Er hätte den Schießbefehl so nicht erteilt sondern gewartet bis sie näher herangekommen wären und eine wandelnde Zielscheibe darstellten Doch Venray unterschätzte seinen Geg ner nicht Momentan war ihre Tarnung noch ein Vorteil was sich aber schnell ändern konnte wenn sie das Feuer erwiderten und somit ihre Positionen preisgaben Sie wussten nichts über ih ren Gegner und da war es ratsam be sonders vorsichtig zu agieren Immerhin hatte man seine Leute sehr viel früher entdeckt als Venray gehofft hatte Er schätzte dass sie ungefähr eine Minute hatten bis der erste Schütze nachgeladen hatte und erneut schie ßen würde Rasch teilte er den Trupp in drei Gruppen ein und trieb die Männer angesichts der äußerst knappen Zeit zur höchsten Eile an Die erste Gruppe sollte die Mühle am Bach durchsu chen die zweite Gruppe nahm sich die beiden Scheunen und Ställe zur Linken vor er selbst eilte mit drei seiner Unter gebenen darunter der Landreiter Carl und der Gerichtsdiener aus Altenberg auf das unmittelbar vor ihm liegende kleinere der beiden Wohnhäuser des Weilers zu eine einstöckige Bauern kate mit kleiner Stallung im Erdge schoss Eine enge niedrige Tür teilte das Fachwerkgebäude in zwei Hälften Links neben der Tür stand unterhalb 92

Vorschau GMKG Magazin 2022 Seite 92
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