Der Landreiter berichtete von einem kleiner Weiler einen halben Tagesritt östlich gelegen in dem sich die Räuberbande verschanzt haben musste Näheres war nicht herauszu finden gewesen Venray entließ den Kundschafter und dachte nach Es ist so kalt wie es in der Hölle heiß ist meinte Wittib Was belie ben Euer Hochwohlgeboren zu befeh len Venray paffte einige Male an seiner Pfeife Der Teufel hat viel zu schaffen in diesen Tagen sagte er und faltete die Zeitung zusammen Es ist Zeit aufzubrechen Vergesst nicht Ihr werdet drin gend in Rheinmülheim erwartet Venray von Berufs wegen nicht nur Amtmann sondern auch Wasserbauin genieur war ausgeschickt worden um in Mülheim am Rhein einen Deich zu errichten der die prosperierende Stadt vor der drohenden Flut schützen sollte Das muss noch zwei Tage warten sagte er Wittib wollte sich ohne Verneigung entfernen um die Befehle weiterzutra gen doch Venray hielt ihn auf Besorg mir weiße Bettlaken Zwanzig Stück Der Alte nickte und ging um die Aufträge seines Herrn zu erledigen Venray raffte sich auf und verließ das Haus des Pulvermachers Draußen griff ihn die Kälte an Ein schneidender Wind drang innerhalb von Minuten durch sämtliche Klei dungsschichten und biss wie Nadelsti che in die Haut Das Atmen tat beinahe weh so kalt war die Luft die in die Lunge drang Venray holte ein kleines Messinstrument hervor und blickte auf ein mit Alkohol gefülltes Glasröhrchen Bei Gott vierzehn Grad Reaumur Bleibt hier bettelte Wittib der sich zu ihm gesellt hatte Und was ist mit denen die unsere Hilfe brauchen erwiderte Venray Wir brauchen doch selber Hilfe Venray blickte in das schniefende und von Fieber gerötete Gesicht seines Dieners Wittib du bleibst hier und passt auf meine Pfeifen auf Aber widersprach der Alte Keine Widerrede jetzt So zum Schweigen gebracht reich te Wittib seinem Herrn eine Gugel die Venray dankbar aufsetzte Die fellbe setzte Kapuze mit Schulterüberwurf wärmte ihn Es war ein längst aus der Mode gekommenes Kleidungsstück das aber angesichts der Kälte einen überaus sinnvollen Nutzen hatte Die Männer des Corps trugen alles was die Kleidertruhen hergaben Man ches davon wärmte eine Lederschürze beispielsweise anderes wie der Drei spitz eher nicht Venray befahl ihnen alle freien Körperteile wie Hände und Gesicht mit Tüchern oder in Streifen gerissenen Decken zu umwickeln Ein Mann der sonst als Bettelvogt dafür zuständig war Bettler und Hausierer zu vertreiben war gar barfüßig in den Holzpantinen erschienen Der Mann würde Erfrierungen erleiden und das konnte Venray nicht dulden Er schickte ihn heim Die Motivation den Amt mann auf dem Ritt zu begleiten war hoch Denn Venray hatte den Leuten für jeden gefassten Räuber ein hohes Entgelt versprochen Er selbst war gut gerüstet Alle sei ne Kleidungsstücke waren gefüttert Er trug lange Wollunterwäsche und die Kleidung in mehreren Schichten Über dem Rock eine mit Fell gefütterte Redingote einen wadenlangen Rei termantel ein sehr teures Kleidungs stück Auch andere trugen eine Redin gote nur selten war sie wie bei Venray gefüttert Zu guter Letzt bedeckte seine Gugel nun den Kopf und die Schultern Die Kapuze gab ihm ein mönchisches Aussehen Das Gesicht umwickelte er mit einem Wollschal Die Hände steck ten in Fäustlingen die mit flauschigem Kaninchenfell gefüttert waren Den Pferden legte man bei langen Ritten wie dem geplanten grobe Dek ken über damit die Tiere nicht zu sehr auskühlten Aber das alles würde bei 91

Vorschau GMKG Magazin 2022 Seite 91
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.